Donnerstag, 26. Mai 2016

Grosse Gefühle – beim Fussball


Ich komme nicht umhin, mir wieder mal über die typische Interessenverteilung von Mann und Frau Gedanken zu machen. Wer kennt’s? Bei der Frau gibt es monatelang nichts, was am Montag Abend wichtiger ist als die aktuelle Bachelorette-Staffel. Oder am Donnerstag auf Prosieben: „germany’s next topmodel“. Da trifft sich frau gerne mal mit ihren Freundinnen, um bei Cosmopolitan und Nägellackieren zuzusehen, wie Heidi’s Mädchen immer dünner und die Bachelorette immer schlampiger wird.
Die männliche Spezies hingegen interessiert sich ja bekanntlich für den Sport, bei dem 22 Männer während 90 Minuten einem Ball hinterher rennen. Auch dies wird gerne und oft zu einem traditionellen Gesellschaftsereignis mit Kumpels, Bier und Pizza gemacht. Während es bei den Mädels um eine (Topmodel-)Karriere und die grosse Liebe geht – also ganz klar um wichtige Dinge im Leben – geben sich Männer komplett ihrem Fussballverein hin und leiden oder freuen sich aus tiefsten Herzen. Mein Verständnis dafür hält sich in Anbetracht dessen, dass diese Sportler andauernd schwere Knieverletzungen erleiden, die schnell mal das Ende der Karriere bedeuten, etwas in Grenzen. Denn es geht ja schlussendlich um einen Ball. Gut, bei germany’s next topmodel gab es ja auch schon Knochenbrüche, und das finde ich zugegebenermassen noch viel dämlicher.
Wie dem auch sei, das Unverständnis für die Interessen des anderen Geschlechts findet sich auf beiden Seiten und wir wachsen mit dieser kommerziellen Verteilung auf. Es gehört sich irgendwie einfach so.
Ich kenne viele Jungs die auf Fussball stehen. Die einen leben es intensiv, die andern freut es gelegentlich. Was mir aber neu ist, sind die Emotionen der Männer. Selbstverständlich  fluchen sie über den Abstieg des FC Zürich gestern, klar scheint Vaduz und seinen Fans jetzt die Sonne aus dem Arsch. Aber es gibt Männer, denen das sogar sehr nahe geht. Ich weiss ja nicht, ob die Spieler anschliessend  in den Kabinen heimlich heulen, aber ich tippe mal auf nein. Weil Männer solche Emotionen, ach was sag ich, generell alle Emotionen nicht unbedingt zeigen. Also eigentlich gar nicht. Zumindest gegenüber uns Frauen nicht. (Ja ihr lieben Männer, es gibt Ausnahmen. Aber diese Bestätigen ja auch die Regel, nicht wahr?)
Einerseits erfreulich, dass die männliche Spezies ja nun doch tiefe Gefühle hat. Schön für uns Frauen, mal wieder die Bestätigung zu bekommen, dass sie vorhanden sind und die Suche danach gerechtfertigt ist. Aber unsere Herzen springen nicht zwingend höher, wenn diese nicht von uns, sondern 11 verschwitzten Männern ausgelöst werden. Trotzdem muss ich zugeben, dass mich diese Tatsache fasziniert. Man sollte eigentlich nicht urteilen, worüber die Männer sich freuen oder traurig sind, sondern dass sie es sind. Finde ich persönlich ehrlich toll. Und was noch besser ist: Traurige Männer lassen sich nach einer zerschmetternden Niederlage gerne mal in den Arm nehmen und kuscheln sich an uns, schliessen die Augen und lassen sich seufzend den Rücken streicheln. Und was, liebe Frauen, kann denn schöner sein als das? Fazit: Verstehen kann ich die Männer nicht, aber für sie da sein? Nur zu gerne!